Pädagogisches Konzept

Pädagogisches Konzept


Waldkindergarten Aubinger Lohe e.V.

(Version Oktober 2022)

1. Rahmenbedingungen

1.1. Kontaktinformation

Der Name des Vereins lautet Waldkindergarten Aubinger Lohe e.V..

Die (Post-) Adresse des Vereins lautet wie folgt:
Ziegeleistr. 10
81249 München

Unser Vorstand ist momentan:
Sophie Schubert, Doris Gruber und Sofie Kroher

E-Mail:
info@waldkindergarten-muenchen.de
vorstand@waldkindergarten-muenchen.de

Informationen auch unter: www.waldkindergarten-muenchen.de

Unsere Einrichtung wird nach BayKIBIG, vom Freistaat Bayern und von der Landeshauptstadt München nach dem EKI Modell gefördert. Unser Konzept und unsere pädagogische Arbeit basieren auf dem Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan.

1.2. Kinder

Im Waldkindergarten Aubinger Lohe e.V. werden Kinder im Alter von ca. 3 Jahren bis zum Schulalter durch geschultes Personal betreut und begleitet.

Der Kindergarten bietet den Kindern Raum für soziales Lernen, Gemeinschaft und Entwicklung ihrer persönlichen Fähigkeiten und Interessen. Insbesondere soll auch der Bezug zur Natur und das Verständnis unserer Umwelt gefördert werden.

Der Kindergarten ist ein eingruppiger Kindergarten mit 23 Plätzen.

1.3. Aufnahme neuer Kinder

Neue Kinder können das ganze Jahr über aufgenommen werden, soweit Plätze im Kindergarten frei werden. Geschwisterkinder haben ein besonderes Recht auf frei werdende Kindergartenplätze.

Interessierte Eltern und Kinder werden zu einem Schnuppertag eingeladen. Gemeinsam mit dem Personal des Kindergartens wird entschieden, ob die Aufnahme des Kindes möglich ist.

1.4. Öffnungszeiten

Öffnungszeiten des Kindergartens:
Montag- Donnerstag von 8.00 bis 15.00 Uhr
Freitag von 8:00 Uhr bis 13:00 Uhr

Buchungszeiten:
Die Kinder können von 8.00 bis 8.30 Uhr gebracht und in der letzten halben Stunde der Öffnungszeit abgeholt werden.

Ferienzeiten:
Insgesamt ist der Kindergarten an 30 Tagen geschlossen:

  • Sommer: 3-4 Wochen (August)
  • Weihnachten: 2 Wochen (Schulferien)
  • Ostern: 1 Woche (Beginnt am Ostermontag)
  • Pfingsten: 1 Woche (Beginnt am Pfingstmontag).

1.5. Räumlichkeiten

Der Kindergarten verfügt über zwei Container. Der Aufenthaltscontainer kann durch eine Gasheizung beheizt werden und wird zum Basteln, Malen und Essen bei sehr schlechtem Wetter genutzt.
Der Materialcontainer wird als Aufbewahrungsraum für die Ausstattungsgegenstände (Bollerwagen, Werkzeug, Isomatten etc.) genutzt.

Außerdem hat der Kindergarten ein festes Waldstück, das nach den Bedürfnissen der Kinder gestaltet ist.

1.6. Essen und Getränke

Die gesunde Brotzeit ohne Süßigkeiten wird von jedem Kind selbst mitgebracht. Für Tee wird in der kälteren Jahreszeit gemeinsam gesorgt.

Am Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag bekommen die Kinder aufgrund der verlängerten Öffnungszeit ein Mittagessen.
Am Montag und Mittwoch bringen die Kinder sich eine zweite warme oder kalte Brotzeit von zu Hause mit. Dienstags und Donnerstags wird von den Eltern im Wechsel gekocht. Es wird mit Zutaten aus biologischem und/oder regionalem Anbau gekocht.

1.7. Personal

Das Personal setzt sich zusammen aus einer Dipl. Sozialpädagogin (FH) als Gruppenleitung, einer Erzieherin/Heilerzieherin und einer Erzieherin in Teilzeit, sowie eine/r/m FÖJ’ler/In.
Es wird sichergestellt, dass immer 3 Personen die Gruppe führen, in Ausnahmefällen
jedenfalls 2 Personen.

1.8. Kooperation und Vernetzung

Es besteht insbesondere im Vorschulbereich ein guter Kontakt und Austausch zum Kinderhaus Lochhausen, einem benachbarten Kindergarten, sowie zur Schule im Stadtteil.

Der Waldkindergarten Aubinger Lohe ist Mitglied im Bayerischen Landesverband der Waldkindergärten und im KKT.

1.9. Kinderschutz

Der Kindergarten verfügt über ein eigenes Konzept zum Schutz vor sexueller Gewalt und Übergriffen.

Die Münchner Vereinbarung zum Kinderschutz gemäß §8a Abs. 4 SGB VIII wurde von uns unterzeichnet und wird umgesetzt. Wir achten auf Kinderschutz und die Abwendung von Kindeswohlgefährdung.

1.10. Beobachtung und Dokumentation

Wir dokumentieren die Entwicklung der Kinder mithilfe der Beobachtungsbögen für soziale Entwicklung Perik und für sprachliche Entwicklung Seldak/Sismik.

1.11. Aufgaben und Rolle der Eltern

Die Eltern treten in Form des Vereins als Arbeitgeber gegenüber dem Personal auf. Diese Funktion wird in Vertretung aller Eltern vom Vorstand der Elterninitiative übernommen.
Der Vorstand der Elterninitiative ist außerdem zuständig für alle anfallenden Verwaltungsaufgaben, außer der Lohnabrechnung. Diese ist an eine externe Firma vergeben. Verwaltungsaufgaben sind u. A. die finanzielle Verwaltung des Vereins, Kontakte mit dem Jugendamt, Gartenbauamt, Forstamt, die Qualitätssicherung durch regelmäßige Mitarbeitergespräche. Der Vorstand ist der gesamten Elternschaft
rechenschaftspflichtig.

Bei kurzfristigem Ausfall eines Betreuers können die Eltern aufgefordert werden, Mitgehdienste zu leisten, soweit ihnen das möglich ist.

Im Übrigen verpflichten sich alle Eltern im Wechsel verschiedene Dienste zu übernehmen, wie z.B.:

  • Im Sommer Händewaschwasser im Kanister mitbringen
  • Handtücher waschen
  • Putz- und Instandsetzungsarbeiten am Container durchführen
  • Arbeiten am Waldstück
  • Organisatorische Aufgaben
  • Im Winter Tee kochen
  • Ca. vier Mal im Jahr für alle Kinder ein warmes Mittagessen zubereiten
  • Mitgestaltung von Festen

1.12. Aufgaben und Rolle des Fachpersonals

Das Fachpersonal hat die Aufgabe, den Sinn des kindlichen Handelns zu entdecken, das kindliche Spiel nicht zu bewerten, sondern durch Bereitstellung geeigneten Materials und eines freiheitlichen, anerkennenden Rahmens die Entwicklung jedes Kindes zu fördern;

  • die Kinder zu motivieren, mit Neugierde, Mut und Interesse an den Geschehnissen des Waldes und der Natur teilzuhaben.
  • seine Fachkompetenz zu erweitern, indem es an Fortbildungen teilnimmt, Fachliteratur regelmäßig liest sowie Umweltinteressen zeigt und die dabei gemachten Erfahrungen in die tägliche Arbeit einfließen lässt;
  • soziale Beziehungen zu Kindern und Eltern aufzubauen und ständig zu erweitern bzw. zu vertiefen;
  • die ihm anvertrauten Kinder genau zu beobachten, den Entwicklungsstand jedes einzelnen Kindes zu kennen, zu dokumentieren und entsprechend zu fördern;
  • die Eltern in den mindestens 2x jährlich stattfindenden Elterngesprächen zu unterstützen.

1.13. Zusammenarbeit von Eltern und Personal

Elternabende finden ca. fünf Mal im Jahr statt. Hier wird Organisatorisches besprochen und das Personal berichtet aus dem Kindergartenalltag.

Wir legen großen Wert auf eine gute Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Kindergarten. Der Waldkindergarten sieht sich als Ergänzung der häuslichen Erziehung, aber nicht als deren Ersatz. Bereiche, die im Kindergarten nur teilweise bearbeitet oder gefördert werden können, werden mit den Eltern besprochen und Empfehlungen für das Verhalten zu Hause gegeben.

Für die Eltern jeden Kindes findet mindestens 2x jährlich ein Elterngespräch mit dem Fachpersonal statt, in dem die Eltern über den Entwicklungsstand ihres Kindes informiert werden. In diesen Gesprächen wird auch fachlich fundierte Hilfe bei Problemen angeboten, das Personal teilt seine Beobachtungen mit und gibt Empfehlungen bzw. trifft Absprachen mit den Eltern. Sowohl das Personal, als auch die Eltern können um häufigere Gespräche bitten, wenn sie dies für nötig erachten.

Die Konzeption des Kindergartens wird regelmäßig von Vorstand und Personal auf ihre Aktualität überprüft und gegebenenfalls überarbeitet.

1.14. FÖJ

Der/die FÖJ-lerIn ist für die Instandhaltung des Bollerwagens und die Ordnung im Container zuständig und übernimmt nach Fähigkeiten zusätzliche Aufgaben, wie z.B. Einkäufe, Tagebuch etc. Im Tagesablauf ist sie/er für die Hilfe bei der Gestaltung des Alltags mit zuständig. Darüber hinaus kann der/die FÖJ-lerIn Projekte oder Angebote auch über einen längeren Zeitraum mit einem Teil der Gruppe übernehmen. Dabei wird ihm/ihr vom Fachpersonal die Fähigkeit nahe gebracht komplexe ökologische Zusammenhänge zu erkennen und anhand von Liedern, Geschichten, Aktionen in kindgerechter Form zu vermitteln.

2. Pädagogische Arbeit

2.1. Vorwort

Kinder sind offen für alles. Kinder vertun keine Zeit damit, sich die Dinge anders zu wünschen, als sie sind. In ihrem Wesen sind die Kinder im Einklang mit der Natur und mit sich selbst ohne darüber nachdenken zu müssen.
Diese Einstellung zu erhalten und zu festigen ist wesentlicher Bestandteil unserer Pädagogik.

Ein respektvolles Miteinander ist für uns wichtig: sowohl Kinder, wie auch Erwachsene achten einander, Respekt gegenüber der alle umgebenden Natur ist selbstverständlich. In diesem Sinne wird die Gemeinschaft der Kinder gefördert, so dass sich das Kind sowohl als Individuum mit seinen speziellen Bedürfnissen und Fähigkeiten als auch als vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft empfinden kann.

Der tägliche Umgang mit der Natur schult die Wahrnehmung der Kinder und ermöglicht ein vorausschauendes Beurteilen der eigenen Handlungen (der zertretene Wurm ist unwiederbringlich, in der abgerissenen Pflanze haben verschiedene Tiere ihr Heim verloren, die Pflanze welkt und verliert ihre Schönheit). Das ständige Draußen sein dient der Gesunderhaltung von Körper, Geist und Seele der Kinder, welches uns ein großes Anliegen ist.

Die Kinder haben Gelegenheit, weitgehend ungestört sich selbst zu erfahren, ihre Grenzen wahrzunehmen und zu erweitern, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und durchzusetzen. Dies geschieht sowohl in körperlicher Hinsicht, z.B. beim Klettern, als auch in sozialer Hinsicht, z.B. im Aushandlungsprozess von Tageszielen, Spielen etc. In der Interaktion mit der Gruppe und durch das Fehlen vorgefertigten Materials entwickeln die Kinder die Fähigkeit zu planvollem Spiel und sozialem Miteinander.

Eingewöhnung

In den ersten Tagen begleitet ein Elternteil das Kind in den Kindergarten. Es hält sich während des Tages am Rand des Waldstücks auf. Die Ablösung wird von den Eltern und dem Personal individuell vereinbart. Wir streben an das nach 2-3 Tagen die Eltern das Waldstück stundenweise verlassen. Die Dauer wird je nach Verhalten des Kindes stetig erhöht. Die Eingewöhnungsphase sollte nach 2-3 Wochen abgeschlossen sein. Jedes neue Kind bekommt einen Schutzengel aus der Kindergruppe, der ihm hilft und das Ankommen in der Gruppe erleichtert.

Schulübertritt

Im letzten Jahr werden die Kinder im Rahmen des Vorschulprogramms auf die Anforderungen in der Schule vorbereitet.
Das Personal pflegt den Kontakt zur Schule im Stadtteil und begleitet die Kinder bei Probetagen in der Schule. Dadurch wird den Kindern der Übertritt in die Schule erleichtert.

Partizipation

Durch Partizipation werden Kinder altersangemessen an Entscheidungsprozessen in der Gruppe beteiligt. Dadurch lernen sie sich ihrer Gefühle bewusst zu werden, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese auch nach außen zu vertreten. Deshalb hat Partizipation einen hohen Stellenwert bei der Prävention vor sexualisierter Gewalt oder Übergriffen. Nur wenn die Kinder sich ernst genommen fühlen, können sie Situationen offen ansprechen. Grenzverletzungen können so leichter aufgedeckt werden.

Partizipation findet im Alltag ganz selbstverständlich statt. Bereits das Tagesziel wird mit den Kindern gemeinsam festgelegt, den Weg dorthin darf jedes Kind im eigenen Tempo zurücklegen, egal ob es das Bedürfnis nach Rennen und Toben, oder nach stillen Beobachtungen am Wegesrand hat. An festgelegten Haltepunkten warten die Kinder bis die Gruppe wieder beieinander ist. Dort können dann auch Beobachtungen geteilt werden.

Im Morgenkreis wird der Tag besprochen, Erlebnisse geteilt oder aufgetretene Konflikte geklärt. In der Klärung von Konflikten bemüht sich das Personal stets nur Moderator und Unterstützer zu sein und die Kinder eigene Lösungen finden zu lassen.

Auch bezüglich der Kleidung dürfen die Kinder selbst entscheiden, wieviel sie für ein gutes Körpergefühl benötigen. Das Personal achtet darauf, dass die Kinder nicht auskühlen oder nass sind, überlässt die Wahl der Kleidung aber den Kindern soweit das nicht der Fall ist.

Soweit möglich werden im Angebot die Interessen der Kinder aufgegriffen und aus verschiedenen Blickwinkeln mit verschiedenen Materialien und Techniken bearbeitet. Ziel dabei ist nicht ein perfektes Ergebnis, sondern das selbständige Tun des Kindes in dem angebotenen Rahmen und die Möglichkeit für jedes Kind entsprechend seinen Fähigkeiten im Angebot gefordert und gefördert zu werden. Möglichkeit zur Beschwerde haben die Kinder in allen Gesprächskreisen, im Morgenkreis, im Abschlusskreis und zur Brotzeit, aber auch zu jeder Zeit des Tages bei jedem Mitglied des Teams. Das Personal geht verständnisvoll mit den Wünschen und Sorgen der Kinder um und versucht möglichst rasch eine Lösung zu finden. Sollte dies nicht möglich sein, z.B. weil der Wunsch nach einem Tagesziel aus wettertechnischen Gründen nicht realisierbar ist, wird eine Vereinbarung mit dem Kind getroffen, wann und ob der Wunsch ein andermal erfüllt werden kann.

Evtl. von den Kindern gewünschte Regeländerungen oder Sonderregeln werden mit der gesamten Kindergruppe besprochen, auf ihre Sinnhaftigkeit geprüft und dann umgesetzt, verworfen oder Alternativen gesucht.

Sowohl der Morgenkreis, als auch der Abschlusskreis finden täglich statt. Im Abschlusskreis sind die Kinder dazu angehalten, den Tag zu reflektieren, Situationen, die für sie nicht gut waren, zu besprechen und gemeinsam Lösungen für ein gutes Miteinander zu finden.

Für die Eltern ist Partizipation ein elementarer Teil einer Elterninitiative. Entscheidungen zur Gestaltung des pädagogischen Alltags werden gemeinsam am Elternabend oder bei den Mitgliederversammlungen besprochen und getroffen. Desweiteren hat jedes Elternteil die Möglichkeit sich mit Wünschen und Anregungen oder Beschwerden an den Vorstand oder die pädagogische Leitung des Kindergartens zu wenden.

Jedes Elternpaar übernimmt Aufgaben innerhalb des Kindergartens und ist dadurch
in wesentliche Prozesse eingebunden.

Beschwerdemanagement

Im Rahmen unseres professionellen Selbstverständnisses ist eine Beschwerdekultur, die es ermöglicht, offen über Missstände zu sprechen, eine wichtige Möglichkeit, Fehler zu erkennen und zeitnah und besonnen entgegen zu steuern. Kritik wird daher als Chance betrachtet und offen an- und ernst genommen.

Auch für die Kinder gibt es Möglichkeiten im Tagesablauf bei Erzählkreisen oder in Kleingruppen wo sie Kritik, Wünsche und Beschwerden anbringen können.

Eltern können sowohl in Tür- und Angelgesprächen, als auch bei persönlichen Elterngesprächen Kritik anbringen und uns ihre Meinung mitteilen. Durch die besondere Struktur einer Elterninitiative sind die Eltern an allen wichtigen Prozessen der Einrichtung beteiligt und ein regelmäßiges gegenseitiges Feedback (immer zum Abschluss des Elternabends) gehört zur Kultur unserer Einrichtung.

Elternabend finden alle 8 Wochen statt, eine Mitgliederversammlung einmal jährlich.

Beschwerden, die die Kinder im Elternhaus anbringen werden, zumeist in Tür- und Angelgesprächen beim Bringen oder Abholen geklärt, sollte dies nicht möglich sein, kann das Thema in einem Elterngespräch behandelt werden.

Die Mitarbeiter tauschen sich wöchentlich im Team aus und haben dort auch die Möglichkeit sich gegenseitig Rückmeldungen zu geben. Bei Bedarf kann eine Supervision in Anspruch genommen werden. Bei größeren Differenzen kann der Vorstand hinzugezogen werden.

Ein gemeinsames Team des Vorstands und des Teams findet vor jedem Elternabend statt.

Qualitätssicherung

Das Personal des Kindergartens bildet sich jährlich zu Themen der Förderung und Beobachtung der Kinder und zur Vermittlung relevanter Inhalte fort.

Es finden ca. 4 mal im Jahr Supervisionen, nach Bedarf gemeinsam mit dem Vorstand, statt, um eine kontinuierliche Arbeitsweise zu gewährleisten.

Die Leitung und der Vorstand des Kindergartens pflegen den regelmäßigen Austausch mit anderen Einrichtungen in verschiedenen Arbeitskreisen, wie z.B. beim KKT, Vernetzungstreffen der Waldkindergärten u.ä.

Der Waldkindergarten ist Mitglied im Landesverband der Waldkindergärten und beim KKT und informiert sich hier über Entwicklungen in der Pädagogik.

Wir sind Konsultationseinrichtung des KKT und geben in diesem Rahmen unsere Pädagogik und Erfahrungen an interessierte Einrichtungen weiter und entwickeln in Diskussionen in diesem Rahmen unsere eigenen fachlichen Kompetenzen weiter.

Das Konzept des Kindergartens wird regelmäßig von Personal, Leitung und Elternschaft auf seinen Aktualität geprüft und gegebenenfalls fortgeschrieben.

2.2. Tagesablauf

8.00 – 8.30 Uhr: Ankunft der Kinder

8:30 – 9:00 Uhr: Weg zum Waldstück

Der Weg ist bereits Kindergartenzeit. Die Kinder nehmen auf dem Weg die jahreszeitlichen Veränderungen stärker wahr, als auf dem Waldstück.
Die Kinder dürfen den Weg ihrem eigenen Tempo entsprechend zurücklegen; an vereinbarten Haltepunkten muss jedoch gewartet werden, bis die Gruppe wieder zusammen ist. Dies stärkt und fördert das Gruppengefühl. Ein Zusammenspiel zwischen Selbstdisziplin, Rücksichtnahme und dem Einbringen eigener Bedürfnisse schult die sozialen Fähigkeiten der Kinder.

9.00 – 9.15 Uhr: Morgenkreis

Der Morgenkreis ist für alle Kinder verbindlich. Er dient dem emotionalen Ankommen am Waldstück, sowie der Stärkung der Gemeinschaft. Die Kinder sind gefordert, sich selbst einen Platz zu suchen und diesen gegebenenfalls mit anderen Kindern zu verhandeln.
Gemeinsam wird gesungen und der Tag besprochen ( z.B. Ziel, Programm, Wetter, fehlende Kinder etc.). Jedes Kind erhält die Möglichkeit etwas zu erzählen. Es werden Kompetenzen in Gesprächsführung vermittelt.

9.15 – 10.15 Uhr: Freispiel

Wir legen Wert auf eine ungestörte Freispielzeit.
Die Ideen und die Spielmotivation geht von den Kindern aus und sie bestimmen den Spielablauf – es wird von ihnen nicht erwartet, bestimmt Spiele zu spielen, das Personal nimmt sich auch keine Bewertungen des Spiels vor. (z.B. ob sinnvoll oder nicht). Das Personal greift nur dann ein, wenn dies vom Kind erbeten wird oder aus Gründen der Sicherheit nötig ist.
Die Kinder selbst erweitern so ihre Spielfähigkeit zu immer komplexeren Spielformen.
Die Betreuer haben die Aufgabe eine spielfördernde Atmosphäre zu schaffen, d.h. das Kind muss sich in seiner Umgebung sicher fühlen, und es muss ausreichend Zeit für das Spielen gegeben sein. Die Betreuer nutzen diese Freispielzeit zur Beobachtung und Analyse der Kinder sowie der Gruppendynamik.

Folgende Kompetenzen können die Kinder in Übereinstimmung mit dem BEP dadurch besonders entwickeln:

Personale Kompetenzen

Selbstwertgefühl und ein positives Selbstkonzept entstehen in der Auseinandersetzung mit täglich veränderten Gegebenheiten (Wetter, Gelände, Jahreszeiten), in immer komplexeren Beobachtungen und Erfahrungen. Durch die Wahl verschiedener Tagesziele ermöglichen wir den Kindern für sie aktuelle Themen in vielfältiger Art und Weise zu erleben und sich so als Gestalter ihres Wesens zu erleben.

Motivationale Kompetenzen

Indem die Kinder ihren Spielraum immer wieder neu gestalten und errichten, erfahren sie, was sie erschaffen können. Sowohl allein, als auch im Zusammensein mit den anderen, als kompetenter Anleiter des Tuns oder als wichtige Ergänzung der Gruppe.

Kognitive Kompetenzen

Alle Sinne werden im Erleben der Natur geschult ( Sehen, Riechen, Tasten, Schmecken, Kälte- und Wärme etc.), beschrieben und geschärft.
Der Zusammenhang zwischen dem Entdecken und Erkunden und der Aneignung des verständnisfördernden Wissens ist unmittelbar.

Sowohl im zwischenmenschlichen Bereich als auch im Spiel gilt es echte Probleme zu lösen ( Hüttenbau, Transport benötigter Gegenstände etc.) , das Denkvermögen erweitert sich daher als tägliche Notwendigkeit zum erfüllten Leben.
In der Abschlussrunde werden in Form einer Reflexion des Tages Erfahrungen und Erlebnisse im Gedächtnis verankert.

Physische Kompetenzen

Die Kinder dürfen selbst entscheiden, wann sie z.B. Handschuhe tragen, Barfuß gehen, Jacken ausziehen, wie lange sie Brotzeit machen (Kälte) und entwickeln dadurch eine intensive Körperwahrnehmung.

Durch ständige Bewegung können die Kinder ihren Bewegungsdrang ausleben, lernen ihre Kräfte einzusetzen. Die Bewegungsabläufe werden immer koordinierter und sicherer.

Durch das Bewältigen des täglichen Pensums ( Rucksack, Wege, Transport von Gefundenem ) entwickeln die Kinder eine große Kondition und eine gute Einschätzung dessen, was sie bewältigen können.

10.15 – 11-00 Uhr: Brotzeit

Die Brotzeit beginnt nach einem gemeinsamen Lied. Beim Essen entwickeln die Kinder oftmals einen regen Tauschhandel mit Leckereien wie Nüssen, Trockenobst und Obst. So kann jedes Kind sich darin üben, den Wert der Dinge, die es zum Essen dabei hat, für sich festzulegen und zu handeln. Auch dies fördert die Kommunikation und das soziale Miteinander.

11.00 – 12.00 Uhr: Angebot

Die Themen des Angebots orientieren sich am Rhythmus der Jahreszeiten und Festen sowie an den momentanen Interessen der Kinder.
Ein Thema wird so bearbeitet, dass möglichst alle Sinne der Kinder angesprochen werden. Es finden u. A. Bewegungsangebote, Mal- und Bastelaktionen, musische, und sprachliche Angebote statt (z.B. Geschichten, Bücher).
Freiwillige Angebote werden grundsätzlich so offen gehalten, dass Kinder verschiedener Entwicklungsstufen mit Freude daran teilnehmen und davon profitieren können. Nicht das Ergebnis ist Ziel des Angebots, sondern das selbsttätige Tun des Kindes mit dem bereitgestellten Material.
Dem gegenüber stehen Aktionen wie z.B. Laterne basteln, Theaterstücke einüben, Vorschulgruppenarbeit, die einen festen Rahmen brauchen und zu einem vorgegebenen Ergebnis führen.

Lernziele im Angebot:

Im Rahmen der interkulturellen Erziehung werden zum Erfahrungsbereich des Kindergartens gehörende Kulturkreise aufgegriffen und verschiedene Lebensweisen erfahrbar gemacht. Erweitert wird dies durch die bewusste Betrachtung verschiedener Erdteile und Kulturen, z.B. beim Thema „Tiere der Welt“ oder bei Festen, die in anderen Kulturen anders gefeiert werden.

Sprachliche Erziehung findet in allen Lebensbereichen statt: bereits beim Erzählen wichtiger Neuigkeiten im Morgenkreis und zu allen anderen Gruppentreffpunkten des Tages. Außerdem gehören Buchbetrachtungen, Geschichtenlesen und -erfinden, Theaterspielen zum festen Bestandteil unserer Wochenprogramme.
Lernmethodische Kompetenzen werden den Kindern durch den Umgang mit verschiedenen Bestimmungsbüchern, dem gemeinsamen Erarbeiten von Themen, z.B. wie und wo halten Tiere Winterschlaf, dem Umgang mit Atlanten und Globus zu interkulturellen Themen, Museumsbesuchen u.ä. vermittelt. Die Kinder erfahren dabei, welche Medien sich eignen, um Informationen zu einem Thema zu bekommen, aber auch wie man gesammelte Informationen darstellen kann. Zum Beispiel wurden Wasserballgloben mit Tieren verschiedener Kontinente von den Kindern bemalt, Collagen hergestellt etc.

Mathematischen und naturwissenschaftlichen Zusammenhängen können die Kinder sowohl in der Freispielzeit, wie auch im Angebot auf den Grund gehen. Die Umgebung bietet dazu vielfältige Möglichkeiten. Im Winter sind Beobachtungen zum Wachstum des Eises auf dem See und dessen Tragfähigkeit oder dem Abschmelzen bei entsprechender Temperatur, dem Verhalten einer Schneekugel auf einer schiefen Ebene (Berg hoch oder runter rollen), der guten oder schlechten Verwendbarkeit des Schnees zum Bauen bei verschiedenen Temperaturen etc. möglich. Es kann das ganze Jahr beobachtet werden, wie die Natur sich wandelt, aber auch über die gesamte Kindergartenzeit, welchen Einfluss Regenreichtum oder -armut auf die Entwicklung der Natur hat etc. Bereits beim gemeinsamen Zählen der Kinder im Morgenkreis bekommen die Kinder einen Mengenbegriff. Vielfältige Erfahrungen sind möglich, über Entwicklungen der Natur, Formen, Mengen, die den Kindern eine gute Grundlage für das Erlernen theoretischer Hintergründe in der Schule bieten. Sie können dann in der Schule auf gemachte Erfahrungen zurückgreifen und gelerntes dadurch besser verstehen.

Ethische und religiöse Bildung und Erziehung findet beim Vorbereiten und Feiern der Feste des Jahreskreises und bei einer Erziehung zum bewussten und respektvollen Umgang mit der Natur und allen unseren Mitmenschen und -geschöpfen statt. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, z.B. an Weihnachten den Kindern den tieferen Sinn und Anlass des Feierns sowie die Wurzeln des Ereignisses zu verdeutlichen. Der verantwortungsbewusste Umgang mit der umgebenden Lebenswelt und das unmittelbare Erleben des Jahreslaufs und der Konsequenzen der eigenen Handlungen (im Umgang mit Tieren und Pflanzen, aber auch mit den anderen Kindern und Betreuern) fördert und fordert eine Ethik des Respekts und der Achtung gegenüber allem, was lebt.

Mindestens einmal pro Woche findet sowohl ein musikalisches Angebot, als auch ein Mal – oder Bastelangebot statt. Die Kinder können ihre kreativen Fähigkeiten entwickeln, erproben und erweitern. Beim Malen und Basteln ist es uns wichtig, lediglich das Material und ein mögliches Thema, eine Technik vorzugeben, den Freiraum der Kinder beim Gestalten aber dann so groß wie möglich zu belassen. Dem Musizieren und dem Experimentieren mit Musik und Instrumenten wird viel Raum gegeben. Dazu verfügt der Kindergarten über Orff- Instrument für alle Kinder, Instrumente, wie Gitarre, Akkordeon, Flöte, die mitgenommen werden. Es werden aber auch Instrumente aus vorhandenen Materialien selbst gebaut, so z.B. ein Waldxylophon, Klangstäbe, Rasseln etc.

12.00 – 12.15 Uhr: Abschlusskreis

Der Abschlusskreis ist noch einmal verbindlich für alle. Der Tag wird gemeinsam reflektiert und mit einem Lied abgeschlossen. In diesem Gesprächskreis hat jedes Kind die Möglichkeit von seinem Vormittag zu erzählen und eventuell noch offene Konflikte zu klären.

12.15 – 13.00 bzw. 15.00 Uhr: Rückweg, ggf. Mittagessen und Abholzeit

Auf dem gemeinsamen Rückweg können Beobachtungen vom Morgen noch einmal aufgegriffen werden.
In der Abholzeit können kurze Rückmeldungen und Informationsaustausch zwischen Fachpersonal und Eltern stattfinden.

Der Waldkindergarten bildet bewusst einen Gegenpol zur Hektik und der zunehmenden Reizüberflutung unserer modernen Welt. Den Kindern wird eine Basis für eine gesunde, selbstbestimmte Entwicklung gegeben, die es ihnen ermöglicht wichtige Kompetenzen für ihr weiteres Leben zu erwerben.